AfD-Mitglieder wollen den NDR besuchen und sich durchs Haus führen lassen. Und die NDR-Leitung? Stimmt zu. Das ist ein völlig falsches Signal.

Keine andere Partei im Bundestag und in den Landesparlamenten greift die Medien so pauschal und so massiv an wie die AfD. „Lügen“- oder „Systempresse“ gehört zu ihrem Jargon. Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) möchte die vermeintliche Alternative nicht nur endlich die Finanzen streichen, sie will am liebsten auch die gesamte Struktur auflösen.

In Hamburg möchten sich die Feinde des ÖRR am Freitag dennoch beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) in Lokstedt als Besucher durchs Haus führen lassen. Die NDR-Leitung sah darin kein Problem, der Personalrat dagegen schon. Er fordert die Ausladung der Partei.

Eine gebotene Maßnahme gegen eine bedrohliche Partei. Der Geschäftsführer der AfD-Bürgerschaftsfraktion hatte beim NDR um zwei Besuchstermine für die Mit­glie­der der Fraktion und der Desiderius-Erasmus-Stiftung gebeten. Dieser Bitte kam der NDR nach, da der Sender zu „seiner Verantwortung“ stünde, im „Austausch mit allen Teilen der Gesellschaft“ zu stehen. Daher müsse die Anfrage genauso wie die von allen anderen in der Bürgerschaft vertreten Partei gehandelt werden, erklärte die Pressesprecherin Lara Louwien.

Der NDR ist nicht das einzige Medium, das just ausblendet, dass die AfD nicht wie andere Parteien ist. Die SPD, CDU, CSU, FDP, auch die Grünen und die Linke dürften nicht selten mit der Berichterstattung über ihre Politik unzufrieden sein. Doch sie laden deswegen nicht gleich die Presse aus oder verheimlichen Parteitermine vor ihnen.

[…]

Die Debatten um den Besuch stieß das „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ an. Das Bündnis betonte, dass die AfD mittlerweile in zwei Bundesländern als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wurde. Dieses Argument offenbart das Dilemma. Die AfD muss dringend bundesweit einheitlich klassifiziert werden als das, was sie ist: eine rechtsextremistische Partei, die Menschenrechte und die Verfassung verachtet. Diesen Feinden – warnte schon 1931 ohne Erfolg Kurt Tucholsky – dürfen keine „Rosen auf den Weg gestreut“ werden.

  • trollercoaster@feddit.de
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    7 months ago

    Für die tolle Qualitätsjournaille der aufgeklärten Mitte bedeutet “Neutralität” doch einfach nur “beiden Seiten Gehör schenken”. Für die ist alles eine Meinung, Fakten existieren nicht. Wenn eine Seite hahnebüchenen Scheiß von sich gibt, muss sie trotzdem gehört werden, weil JoUrNaLiStIsChE NeUtRaLiTäT!!1!11!!!1

    Deshalb brauchen wir uns weder über Nazis noch über Klimawandel- und Coronaleugner in der Berichterstattung wundern.

    • SickPanda@lemmy.world
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      7 months ago

      Deine Meinung ist offensichtlich von den amerikanischen Memes über die “enlightened centrists” beeinflusst.

      In den Memes wird die Mitte mit Strohmännern absichtlich als dumm hingestellt.

      Beide Seiten lügen uns die Hucke voll. Die AfDler belügen uns über das angebliche Verbot und die Enteignung von Einfamilienhäusern und die Regierung belügt uns über den Bezug von russischem Gas über Umwege mit Aufpreis.

      Ähnliches passiert auch beim Journalismus, mit dem Unterschied das man gezwungen wird für die eine Seite zu bezahlen.

      Journalistische Neutralität bedeutet nicht die Fakten auf den Tisch zu hauen die man hören will, sondern ALLE.

      • trollercoaster@feddit.de
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        7 months ago

        Die Unkultur der “ausgewogenen” Berichterstattung, wie sie in den USA schon lange praktiziert wird, ist in den letzten Jahren leider immer mehr über den Atlantik geschwappt.

        Beide Seiten lügen uns die Hucke voll.

        Politiker lügen. Das ist leider deren Beruf. Eigentlich wäre es Aufgabe des Journalismus, durch die Lügen hindurchzuschauen, statt sie zu wiederholen und damit den Lügnern eine Plattform zu geben.

        Journalistische Neutralität bedeutet nicht die Fakten auf den Tisch zu hauen die man hören will, sondern ALLE.

        Ja. Alle Fakten. Aber nur Fakten, und nicht irgendwelche dummen Meinungen von Verschwörungstheoretikern, die die Fakten nicht wahrhaben wollen.

        • SickPanda@lemmy.world
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          7 months ago

          Stimme dir voll und ganz zu.

          Die USA vergiften uns, dass spiegelt sich sowohl in der Politik als auch in der Berichterstattung wieder.

    • teichflamme@lemm.ee
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      7 months ago

      Warum sollte man denn nicht allen Seiten Gehör schenken?

      Der Auftrag der Medien ist politische Meinungsbildung und die ist nicht limitiert auf harte Fakten. In vielen Bereichen existieren diese nicht einmal.

      Abgesehen davon ist Politik oft einfach ein Kompromiss, weil Fakten in komplexen System sehr selten einen eindeutigen Schluss zulassen (siehe Corona).

      Wenn es schon los geht mit dem erleuchteten Zentrismus gelaber…

      • trollercoaster@feddit.de
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        7 months ago

        Wenn eine “Seite” nachgewiesene Fakten sind, braucht man keine “andere Seite” zu hören. Ein Kompromiss ist da auch weder angebracht, noch notwendig. Außer man ist halt dumm, dann kann man das machen und einen Kompromiss zwischen erwiesenen Fakten und “der anderen Seite” schließen.

        • teichflamme@lemm.ee
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          7 months ago

          Wenn du ernsthaft glaubst es gäbe aktuell irgendeine Partei die komplett auf Faktenbasis arbeitet, bist du halt schlecht informiert und naiv.

          Soll man jetzt alle Parteien ausladen?

          • trollercoaster@feddit.de
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            7 months ago

            Was hat das jetzt mit Parteien zu tun? Abgesehen davon, dass die gerne und viel lügen?

            Von mir aus soll man die gerne ausladen, oder wenigstens, statt auf Eierschalen um sie herumzutanzen, ihre Lügen schonungslos aufdecken. Hofberichterstattung braucht kein Mensch.