Meiner Meinung nach gibt es angesichts der enormen Herausforderungen nicht den einen Modus, der immer passt. Individuen und Kollektive bewegen sich bei ihren Bewältigungsversuchen zwischen Polen wie (zu) ‘langsam / schnell’, ‘fordernd / nachsichtig’ etc. und es ist eine Kunst für sich, je nach Situation oder Phase auf diesen Bandbreiten zu springen.

Die Betonung des Positiv-Konstruktiven in diesem Forum z. B. ist auch der Versuch, die gefühlte Völkerwanderung zum pessimistischen Pol etwas auszugleichen, ohne eine realitätsferne Wohlfühlblase abzukoppeln. Hierbei hilft dann vielleicht eine entsprechende Tendenz auf dem Spektrum vage / konkret.

Konkrete Beispiele oder Pläne bewegen sich in unterschiedlichen Größenordnungen. Je kleiner der Maßstab des geschilderten Hoffnungsmachers, desto zuverlässiger wird die mögliche Breitenwirkung bestritten. Je größer der Entwurf, desto lauter wird gewarnt vor der Neuauflage unheilvoller Umwälzungen der Vergangenheit. Trotzdem leidet bei vielen die Motivation beträchtlich, wenn nicht klar ist, wie die ganzen Teile sinnvoll ein Ganzes bilden, in Beziehung stehen könnten.

Spannend finde ich deshalb auch alle Versuche, die dabei helfen diese Beziehungsnetze besprechbar zu machen: Ausführlichere Zukunftsszenarien, fiktive Geschichten, Gegenwartsbeschreibungen mit Verbesserungsvorschlägen etc.

Aber auch mit den gesammelten Teilen dieses Forums können wir spielerisch umgehen. Einfach damit experimentieren mehrere Ideen zusammen oder auch eine Idee/Praxis und die Berücksichtigung unterschiedlicher Bedürfnisse, Interessen, Rahmenbedingungen, Folgen etc. so zu jonglieren, das möglichst wenig auf den Boden fällt - zumindest nicht ohne überzeugenden Grund.

Spätestens mit dem Stichwort Überzeugung sind wir beim Thema Beweglichkeit in der Kommunikation. Abgesehen davon, dass man selbst nicht zu starr sein sollte, hilft es womöglich auch Andere nicht als festgewurzelt auf der ‘anderen Seite’ zu denken. Oder einzuteilen in z. B. zwei Gruppen. Mir scheint es tatsächlich oft recht hilfreich über Grenzlinien nachzudenken - nur nicht in dem Sinn, dass immer dieselben auf den Seiten stehen. Ich stelle mir das eher als Felder vor, wo man sich mal weiter, mal näher vom Grenzbereich entfernt positioniert und mitunter auch über die Grenze bewegt.

Gesellschaftliche Bewegungen können mehr erreichen als Einzelne. Oft sorgen dabei inhaltliche Übereinstimmungen (das “Was wir wollen”) für die Geschlossenheit. Intuitiv würde ich sagen, es fehlt im Moment unter anderem der Austausch darüber wie wir Diskussionen und Aushandlungen über das Was vernünftig organisieren können. Auch in der Hinsicht können wir hier ein kleines Testfeld schaffen.

Anders als in mündlichen Gesprächen habe ich in den letzten Tagen beim Nachdenken über mögliche Beiträge stärker geschwankt zwischen ‘schnell’ und ‘gründlich durchdacht’. Ähnlich wie bei einem Brainstorming (und beim Katastrophenschutz) bietet sich aber doch das Motto ‘Schnelligkeit vor Perfektion’ an. Sammeln wir möglichst ungehemmt Diskussionsstoff und schauen dann gemeinsam weiter! Ich selbst habe auch Lust darauf angeschnittene Themen danach nicht abzuhaken, sondern nach Feedback zu überdenken oder mit zeitlichem Abstand wieder darauf zurückzukommen.

Der Blick auf die Zeit kann auch konkrete Handlungsziele für einen alleine oder eine Gruppe ordnen helfen: Was kann realistisch in Tagen, Wochen, Monaten, Jahren erreicht werden? Im Idealfall springt man also gekonnt zwischen verschiedenen Zeitrahmen hin und her, je nachdem um was es gerade geht. (Und also nicht einfach dann, wenn man an den Rahmen stößt…)

Was denkt ihr: Wie kann man sich durch diese bewegten Zeiten bewegen, wenn man was bewegen will?

#Gutesmorgen #Denkweisen #laang

  • borisentiu@feddit.deOPM
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    8 months ago

    Herzlich willkommen! Ja, die Länge ist in dem Fall nicht so wirklich praktisch. Bei einem sachbezogeneren Beitrag grade wurde es auch immer länger…da werde ich wohl manchmal schwanken zwischen aufteilen und lassen (verlinkte Texte sind ja auch meist länger). Insgesamt ist es denk ich angenehm, wenn es im Forum eine Mischung gibt.
    Ich finde die Haltung gut, ‘Konfrontation’ und Revision nicht zu scheuen, und daneben auch eine gewisse Beiläufigkeit zu bewahren, die nicht alles frontal angeht