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The original was posted on /r/austria by /u/Odd-Zucchini-527 on 2023-08-18 03:42:11+00:00.
(throwaway, weil i mi schäm)
Weiß nicht wo ich anfangen soll: jung, männlich, 32, einsam, “touch starved”, zurzeit mal wieder bissi aggressiv, weil die Mama sauft, immer schon gesoffen hat, gewalttätig ist, emotional missbraucht, sie sich auffiehren kann wie se will und damit durch kommt und sowas von den Medien nirgendwo thematisiert wird, weil man als Frau immer des Opfer ist, egal was. Und dann geht man am Bahnhof an so komischen Plakaten vorbei. Gewalt von der Mama isch wohl ok. Sprache ist mächtig und konsequentes nicht-erwähnen eines bestimmten Geschlechts tut weh. Sei es bei der Software-Entwickler:in oder einer Täter:in. Nein halt, im negativen Kontext gendern wir nicht, da ist uns das nicht so wichtig. “Da hamma’s nit so” weil “die paar Hansln” sein eh nit erwähnenswert und wenn’s kein Benefit für Frauen bringt, dann isch’s besser wenn ma unser Narrativ als des arme und schwache Geschlecht weiterspinnen können.
Wie die meisten von euch, bin ich ITler, das meiste selber beigebracht (seit ca. 2007), 2 Jahre Kolleg (~ 2012) aber nach einem Jahr hingeschmissen, dann 4 Jahre geringfügig im Web Bereich, hauptsächlich Frontend, die restliche Zeit daneben: “wichsen und Computer spielen”. Nebenbei ca. 3 Jahre Verhaltenstherapie, dann 2 Jahre stationär und danach 3 Jahre Tagesklinik mit Nachbetreuung. Aber irgendwie läufts no immer nit.
In meinem lokalen Hackerspace bin ich gebannt, hab einen ziemlichen Schleim auf die, weil die “haben alles richtig gemacht” im Leben. Support von Mama und Papa, 5 Jahre brav in die HTL, 5 Jahre brav auf die Uni. Niemand von denen musste auf der Tankstelle arbeiten und sich anhören lassen, dass man “eh nur kassiert” und den ganzen Tag “eh nur herumsteht”. Hab irgendwie den Eindruck wenn man in Österreich in die HTL gegangen ist, dann ist man quasi ein Gottgesandter, weil die “haben alles richtig gemacht”, des sind die “normalen” und man hat irgendwie sein ganzes Leben lang ausgesorgt. Wo wär ich heute nur, wenn ich auch den Rückhalt in meiner Jugend gehabt hätte, der eigentlich völlig “normal” sein sollte. Es sollte normal sein, dass man von der Schule heim kommt und die Mama nicht stockbesoffen am Boden liegt, auf die Couch gepisst hat und es im ganzen Haus nach Schnapps und Tschick riecht. Es sollte normal sein, dass man heim kommt und nicht die Rettung und Polizei vor der Türe steht, weil “dia saudeppate blede Funzn” so brutal um sich schreit und auszuckt, die Oma - die kaum mehr laufen kann - verbal und körperlich so angeht, dass die ganze Nachbarschaft es weiß und des ganze einer Szene aus “Der Exorzist” gleicht. “Die Exorzist:in” sollte es eigentlich heißen denk ich mir, weil wir wollen ja keine Minderheiten ausschließen. Nein halt, negativer Kontext und die Frau darf nit die Böse sein in unseren Erzählungen. Diversity, Inklusion und Sichtbarkeit sind nur dann wichtig, wenn ma auf den alten, weißen Mann zeigen kann. Der böse Andrew Tate, der böse frauenhassende Klaus Thiele, der böse Peter Pilz und Fritz Fantom. Man stelle sich vor, obiges Verhalten wäre vom Vater ausgegangen. Das machst 2 mal und dann bist eh schon im Häfn. Aber als Frau, als Mutter? Die Machtpositionen die Mütter bei uns inne haben, dagegen isch des Patriarchat a feuchter Scheiss dagegen.
Dann sind da noch die Spezis die glauben mit einem Github Repo könnt man noch was “reißen”. Hoch werma’s nimma g’winnen sag ich da nur. Hab genau das gemacht, mich auf a Stelle beworben mit Repo, wo sie einen Junior suchten. Irgendwas mit Python. Hab mir ein paar Funktionen geschrieben, mit dem ich mir Links zu deutschsprachigen Filmen und Serien “gescraped” habe, die ich dann mit yt-dlp
herunterladen konnte. Man hat mich abgelehnt, ist ihnen zu wenig und ich kann wohl nichts. Super für’s Selbstbewusstsein, danke für nix. Der Mythos vom Git Repo mag vlt für einige auserwählte Individuen wie den /u/mitsuhiko gelten der mit seine 30000 Sterdaln in Arbeit schwimmt, nicht aber für die große Mehrheit. Zumindest nicht für jene, die keinen HTL Abschluss haben. Würde behaupten, dass ich genug Interesse hab um mir selber Dinge beizubringen, aber das zählt ja leider nit. Man braucht irgendeinen Wisch wo drauf steht “Odd-Zuchini-527, BSc” ganz egal ob man schon seit 10 Jahren Arch Linux benutzt, mit einem Tiling Window Manager, GNU/Emacs und vim verwendet oder auf seine manpage wichst (openbsd user joins the room). Nein, den Job kriegt der, der 3 Jahr’ auf a schwindlige FH ging, 2 Jahr bei einer anderen Firma war und sich dann “Senior Developer” schimpft. (Genau, des einzige was bei dem Senior isch, isch die Gosch’n und sonst nix. Und solche Leute soll I dann respektieren.)
Bei der Firma war ich dann ein bissl länger als ein Jahr. Hab mich mit Kritik sehr schwer getan und vieles persönlich genommen. Aber umgekehrt hat man auch so getan als hätt ma des Web erst gestern erfunden und alles mit client-seitig mit Javascript Komponenten zugepflastert. Ich soll mir alle mögliche Kritik anhören lassen, aber selber vor der eigenen Haustüre kehren will man nicht. Von Progressive Enhancement scheint man auch nichts wissen zu wollen. Das ganze ging dann so ca. ein Jahr. Dann haben 3 Leute aus meinem Team auf einmal gekündigt. In team spirit we trust. Und der Rest wurde mit einem Team aus Wien zusammengelegt. Die Dynamik hat mir einfach überhaupt nit gut getan und so kam es dann, wie es kommen musste: Man hat mich gekündigt. Von heute auf morgen, einfach so. Ich hätte noch 2 Monate Kündigungsfrist arbeiten müssen, aber das haben sie mir einfach gezahlt und mich vom Dienst freigestellt. Das belastet mich ziemlich, weil es übersetzt für mich heißt: Ich bin ein Arschloch, Wichser, ein Frack und mit mir will man nichts zu tun haben.
Ich fühle mich ehrlich gesagt wie Dreck. Werde ständig mit dem Gefühl konfrontiert, ich kann nichts. Sowohl fachlich als auch sozial. Niemand will mich, niemand braucht mich. Kann nicht mit Kritik umgehen und fühle mich oft wegen jedem Scheiss gekränkt. Jetzt im Herbst starte ich dann auch mit einem Studium auf einer FH, Informatik, Software Engineering. A ziemlich “gmaade Wiesn”. Damit ich dann nach 3 Jahren auch einen Wisch hab, wo ein Titel drauf steht, der besagt, dass ich 3 Jahre lang an der Oberfläche gekratzt hab und eigentlich eh nichts wirklich gut kann. Weil eine FH ja eh nicht wirklich was taugt wenn es nach den Leuten auf /r/Austria geht, wo irgendwie jeder wie es scheint g’stopfte Eltern hat, wo man selber die beste Ausbildung unter den besten Bedingungen genießen konnte und seine min. 5k netto verdient und daheim mit seinem Ryzen Threadripper die Bude heizt während man grad die “alte” RTX 4090 im PC vom Sohnemann verbaut.
Und die Leute aus dem Hackerspace? Ich werde niemals zu denen aufschließen können, die werden immer auf mich herabsehen, well ich nichts kann, nicht annähernd so tief drin bin in der Materie wie die, Linux Kernel, userspace, zwischen FUSE und MUSE, malloc() und das ganze Programm von C bis Rust, hardwarenahe von embedded bis FPGA abspielen kann, weil am Ende vom Tag bin ich eh nur ein dummer FH’ler der mit PHP und Javascript hantiert. Pfui!