Olivier Becquets Blick ist düster und geht auf den Ärmelkanal hinaus. Ruhig liegt das Meer vor dem nordfranzösischen Hafenstädtchen Le Tréport, so als könne nichts es stören. Bald aber beginnt hier der Bau eines Offshore-Windparks mit 62 Windrädern. Ab Ende 2026 sollen sie vor der Küste zwischen Dieppe und der malerischen Somme-Bucht pro Jahr 2000 Gigawatt erzeugen und so den Energiebedarf von fast 850.000 Menschen decken. „Das ist ein ökologischer Wahnsinn, die Zerstörung eines einzigartigen maritimen Ökosystems“, sagt Becquet. Der 65 Jahre alte ehemalige Seemann und Kapitän leitet eine Schule für den Bootsführerschein und einen Zusammenschluss von Fischern in seinem Heimatort Le Tréport. In dieser Funktion gehört Becquet zu den lautstärksten Gegnern des Windpark-Projekts, dessen Planungen bereits 2005 begannen, bevor sie jahrelang ins Stocken gerieten. Einen letzten Einspruch dagegen wies der Staatsrat, Frankreichs höchste richterliche Instanz, im Dezember zurück.

Infokasten zum Artikel: Energiemix

  • Mit 56 Atomkraftwerken hat Frankreich den zweitgrößten zivil genutzten Atompark nach den USA.
  • Der erste Off-ShoreWindpark wurde vergangenen September eröffnet.
  • 50 neue Windparks sind an Land und auf See geplant.