“Die Linken verstehen zu wenig von Wirtschaft” ist natürlich ein toller Satz, um Werbung zu machen -so von wegen provokant-, aber erstmal eine völlig unbegründete Hypothese.
Gegenargument: “Die Linken verstehen sehr wohl etwas von Wirtschaft. Nur haben halt zu viele Leute das Sagen, die sich nur für einen sehr begrenzten Aspekt der Wirtschaft interessieren -ihren eigenen Gewinn- und die wollen, dann halt nichts anderes hören”
Und nicht nur fehlt in dem gesamten Artikel jegliches Argument seine These zu stützen, im Folgenden werden dann stattdessen neoliberale Ansichten kritisiert. Warum, wenn das doch angeblich die sind, die Wirtschaft besser verstehen als “die Linken”. Kurz um, einige der Ideen sind sicher richtig. Der Aufmacher jedoch ist verblödet und unnütz.
In deinem Buch »Teuer« erklärst du die Inflation für Nichtökonom:innen. Das wollen wir hier auch versuchen, so dass jede:r mitkommt. Wenn wir uns die Inflation als eine Autofahrt in den Italienurlaub vorstellen, mit mir als quengelndem Kind auf dem Rücksitz, das ständig »Wann sind wir da?« ruft: Wann ist die Inflation endlich ausgestanden?
Maurice Höfgen: Wir haben das Auto das letzte Mal vollgetankt, die letzte Rast gemacht und fahren weiter. Die Landschaft verändert sich, es gibt Berge und man kann die Meeresluft riechen. Das Ziel kommt näher.
Und ist am Ziel alles gut oder warten mehr Probleme?
Maurice Höfgen: Wir haben früher immer im 4-Sterne-Hotel gewohnt, jetzt werden es eher 3 Sterne werden. So günstig wie 2020 und Anfang 2021 wird es so schnell nicht mehr werden.
Joa weiß ich jetzt nicht ob ich Erklärungen auf dem Level brauche
Schwierig, wenn man jemanden fragt der sich aber auf eine Wirtschaftstheorie eingeschossen hat, welche aktuell noch sehr umstritten ist.
Welche?
MMT meint er wahrscheinlich
Und was heißt MMT? Bzw was bedeutet das dann?
Sehr vereinfacht: Ein Staat mit eigener Währung ist kein Unternehmen, kann nicht pleite gehen, ẃeil er sich notfalls durch Gelddrucken finanzieren kann und sollte deshalb einen ausgeglichenen Haushalt gar nicht erst anstreben.
Man kann durchaus behaupten, dass Europa dass ausnutzt hat. Die EZB kaufte bis vor einem Jahr (mit Geld, dass sie nicht einfach erzeugen kann) Staatsanleihen. Das senkt die Zinsen auf diese Anleihen und deshalb kann sich Deutschland derzeit Geld mit einem Zinssatz von etwa 0% leihen konnte Nach einem Jahr hat Deutschland dann zwar 100 an die EZB zurückgezahlt*, aber mit der Inflation waren die nur noch ca. 98 Euro Wert. Deutschland hat also quasi 2 Euro umsonst aus der Druckpresse bekommen.
Zum Teil wird dieses Vorgehen aber als Ursache für die Inflation gesehen und es gibt aber allerlei Feinheiten, die ich nicht verstehe.
*ich tue so als hätten sie Anleihen Laufzeiten von einem Jahr
Ein Kern der Theorie ist soweit ich sie verstehe, dass eine größere Geldmenge dann keine Inflation schafft, wenn sie einen Mehrwert schafft.
Grob zur Inflation: Man nehme eine Währung als Referenzwert, deren Wert sich nicht verändern. Wir nennen sie X. Das Land Ypsilien hat als Währung Y. Der Wechselkurs von Y zu X ist 1, 1X ist also gleich 1Y. Wächst die Wirtschaft von Ypsilien um 100%, verdoppelt das den Wert von Y. 1X ist jetzt 2Y wert. Schrumpft die Wirtschaft dagegen auf die Hälfte ist 1Y 2X wert.
Bleibt die Wirtschaft stabil, Ypsilien verdoppelt durch Gelddruck allerdings die Menge an Y, halbiert das wiederum dessen Wert. Andersrum verdoppelt sich der Wert von Y wenn man die Hälfte aller Y verbrennt die Wirtschaft aber stabil bleibt.
Druckt man jetzt allerdings Y und investiert dieses Geld in die Wirtschaft, sodass diese um den Wert der investierten Y steigt, bleibt auch der Wert von Y gleich.
So habe ich es zumindest verstanden. Aber ich bin kein Experte und die Wirtschaft ist weit komplexer als meine bereinfachte Erklärung.
Geht man jetzt davon aus, dass ein Mensch eine durchschnittliche Leistungsfähigkeit hat, kann man auch davon ausgehen, dass dieses Potential nicht ausgeschöpft wird. Als Beweis dafür wird angeführt, dass es Arbeitslosigkeit über die Erwerbsunfähigen hinaus gibt. Eine Investition in eine marode Infrastruktur, sei es nun ein unterfinanziertes Bildungssystem, zerfallende Straßen, Breitband, ect. hat also das Potential, dass Menschen dazu bringt mehr Leistung zu erbringen (hier ist natürlich immer die Frage wo ein Flaschenhals auftritt). Ein Land, dessen Infrastruktur nicht bis zu Sättigung ausgebaut wurde, kann also Geld drucken, ohne dass das zu Inflation führt, wenn dieses Geld effizient investiert wird.
Soweit dann die MMT, zumindest meines Auffassens nach. Aber auch hier bin ich vieles aber kein Experte, also lasse ich mich gern korrigieren.
dass eine größere Geldmenge dann keine Inflation schafft, wenn sie einen Mehrwert schafft.
Einen wirtschaftlichen Mehrwert, wohlgemerkt.
Die Politiker geben die beschränkten Geldmengen, die sie unter der Doktrin des Monetarismus zur Verfügung haben, lieber für Dinge wie Verteidigung oder Soziales aus (die zwar auch wichtig sind, aber halt die wirtschaftliche Produktivität nicht steigern) als für produktivitätssteigernde Infrastruktur. Ich bin nicht sicher, wie viel Vertrauen ich darauf habe, dass sich diese Prioritätensetzung verschieben würde, wenn die Politik die Lizenz zum Gelddrucken bekäme.
Jein. Gerade der soziale Bereich ist entscheidend für die Wirtschaft. Bildung sorgt für gut gebildete Arbeiter, Gesundheit für die Rahmenbedingungen, Umverteilung von Reich zu Arm erhöht die Kaufkraft und stärkt erwiesenermaßen die Wirtschaft ect…
Selbst Miliatrismus kann einen wirtschaftlichen Mehrwert schaffen.
Ich glaube auch, dass die Ideen, mit denen irgendwann linke Mehrheiten wieder möglich werden, nicht die sind, die gerade in den Parteiprogrammen von SPD, Grüne und Die Linke stehen.
Das ist mal eine Aussage, zu der ich mir eine Erklärung wünschen würde.
Er meint, dass sich die linken Parteien von Marx entfremdet haben und zu diesem zurückfinden müssen, oder? ODER?