Muss ich jetzt echt einen Bild-Artikel lesen, um zu verstehen, worum es überhaupt geht? Ich wünschte, Politiker und Aktivisten würden dieses rechtspopulistische Hetzblatt nicht ständig mit Legitimität versorgen.
Hier Schusters Kommentar, um den es wohl geht:
Die Barbaren sind unter uns.
Ja, wer die blutrünstige Barbarei des Hamas-Terrors auf deutschen Straßen feiert, der ist nichts Anderes.
Radikale Fanatiker treiben ihr dunkles Spiel. Sie sind das Problem. Die Masse folgt – Judenhass ist in einigen arabischen Milieus Mainstream unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Angefacht durch Social Media, durch Hass-Prediger, geschützt durch die Fassade von aus dem Ausland finanzierten Moscheegemeinden. Das hat mit dem Islam nichts zu tun.
Wo ist der Anstand, der diese Community so lange auszeichnete? Er ist noch da. Ich will das hoffen und ich glaube daran.
Wir sind alle gemeinsam Teil dieser Gesellschaft. Es braucht nun alle. Wie am Freitag, dem Tag des Zorns, an dem die Terroristen weltweit zu Gewalt gegen Juden und jüdische Einrichtungen aufgerufen haben.
Aber wir wollen keine Schutzschilder. Wir wollen frei leben in dieser offenen Gesellschaft.
Als nach dem Anschlag auf das World Trade Center arabische Gruppen auf deutschen Straßen feierten, wurde das als großes Missverständnis abgeschrieben.
Am Schabbat des 7. Oktober 2023 erlebte Israel sein 9/11 – den blutigsten Tag seit der Schoa. An der Lage in Deutschland gibt es nichts wegzudiskutieren.
Es muss sich etwas tun.Daraufhin hat Bas dies geschrieben:
In Deutschland herrscht eine Pogrom-Stimmung gegen Palästinenser:innen und Schuster heizt sie an.
Schon ziemlich absurd, was Bas da schreibt. Als ob Schuster sich das ausgedacht hätte, dass Palästinenser und andere muslimische Gruppen gerade die Hamas feiern.
Wichtige Einordnung, vielen Dank.
Ich will nur kurz anmerken, dass der Tagesspiegel Journalist(?) an einer Stelle “Progrom” geschrieben hat statt “Pogrom”. Peinlich.
Musste es auch googlen TBH.
Also das in einigen Teilen Deutschlands und medial sowieso gerade eine Stimmung herrscht, die Pogrome begünstigt und ermutigt, würde ich auch so sehen. (Edit: im Bezug auf Geflüchtete allgemein, siehe dafür hier für genaueres was ich meine) Aber in meinen Augen hat der emotional formulierte Text von Schuster, der sich offensichtlich noch um Differenzierung bemüht, dazu keinen Beitrag geleistet.
Also das in einigen Teilen Deutschlands und medial sowieso gerade eine Stimmung herrscht, die Pogrome begünstigt und ermutigt, würde ich auch so sehen
Hast du dafür konkrete Anhaltspunkte? Bisher scheinen sich zumindest die Sachbeschädigungen eher an jüdische Einrichtungen zu richten, und die Nazis scheinen sich eher mit der Hamas als mit Israel zu solidarisieren.
Sorry das habe ich wohl unklar formuliert, die Pogromstimmung habe ich eher im Bezug auf Geflüchtete verortet wo Palästinenser*innen ja auch potentiell dazugehören. Dort wird seid Monaten gehetzt und das bei gleichzeitiger Bewegung auf der Straße. Als konkretes Beispiel fallen mir die Demos von den freien Sachsen ein, wo Neonazis den oftmals Ton angeben und dann Hunderte und teilweise Tausende vor zukünftigen Geflüchtetenunterkünften demonstrieren. Sobald diese ihren Fokus auf bereits bewohnte Orte richten kann es sehr schnell gefährlich werden, denn die sächsische Polizei hat in der Vergangenheit nicht bewiesen, dass sie angegriffene Menschen schützen können.
Ich ergänz mal den Kommentar
Hatt FF schon die wichtige Frage geklärt wer welche Haare tragen darf?
Finde ich schade.
Zumal der deutsche Ableger von FFF sich im Gegensatz zu vielen anderen (inter-)nationalen Ablegern - mit Ausnahme des Bremer Verbands - sich im Nahostkonflikt nicht einseitig auf eine Seite gestellt hatte und auch nicht den BDS unterstützt, wie viele FFF Gruppen in anderen Ländern.Richtig! Man kann das nicht oft genug betonen. Die internationale Klimabewegung hat als Themen “Klima” und “Israel”. Wenn es nicht wahr wäre, würde man es kaum glauben.
Tja. Erwartet irgendwer von FFF differenzierte Meinungen?
Ja, zum Beispiel diejenige, die FFF Deutschland getroffen hat:
“Die auf ihren privaten Accounts geteilten Aussagen stehen nicht für die Organisation. […] Wir verurteilen den terroristischen Angriff der Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung aufs Schärfste. Wir leben in einer strukturell antisemitischen Gesellschaft, dabei stehen alle gesellschaftlichen Akteure in großer Verantwortung. Fridays for Future Deutschland hat sich immer wieder klar und unmissverständlich gegen jeden Antisemitismus positioniert.”
Das ist ziemlich unmissverständlich und gut.
Wir leben in einer strukturell antisemitischen Gesellschaft
Das müsste mir jetzt aber auch wieder jemand erklären
strukturell antisemitischen Gesellschaft
Das kann die Amadeu-Antonio-Stiftung ganz gut, wie ich finde: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/antisemitismus/tacheles-was-ist-struktureller-antisemitismus/
Es gibt zwei Möglichkeiten, was strukturell bedeuten kann.
Die eine Variante steht dort unter “Nikolas Lelle und Johanna Balsam: Struktureller Antisemitismus ist Antisemitismus (noch) ohne Juden”. Das sind Argumente und Ideologien, die strukturell denen von Antisemitismus ähneln, nur dass dabei Juden nicht explizit benannt werden. Beispiele dafür sind Weltverschwörungsfantasien einer Finanzelite, zum Beispiel mit Bill Gates als Strippenzieher. Ich finde es falsch, das überhaupt Antisemitismus zu nennen, aber viele machen das halt so.
Das zweite ist strukturell in dem Sinne, dass Institutionen und die Gesellschaft so strukturiert sind, dass sie Antisemitismus hervorbringen. Das habe ich noch nie aus der Soziologie oder Politik gehört, sondern immer nur als Missverständnis, und genau das glaube ich hier bei FFF auch zu sehen. Vermutlich deshalb, weil strukturell bei “struktureller Rassismus” genau das meint, dass nichtweiße Menschen systematisch benachteiligt und diskriminiert werden und Institutionen das befördern, beispielsweise indem in migrantisch geprägten Bezirken schlechtere Infrastruktur besteht, sei es bei Schulen oder bei Wahlen (in den USA sehr krass, dass teilweise Menschen zur Wahl stundenlang anstehen müssen, vor allem in nichtweiß geprägten Bezirken). Aber unsere Strukturen sind nicht so aufgebaut, dass sie immer wieder Antisemitismus befördern.
Hm, hab das jetzt mal kurz überflogen.
Scheint eine Reihe von Artikeln zu Antisemitismus in verschiedenen Milieus zu sein.Soweit ich das jetzt erkenn kann, behauptet keiner davon, dass die gesamtdeutsche Gesellschaft strukturell antisemitisch ist.
Naja, “gesamtdeutsche Gesellschaft” klingt vielleicht zu aufgeladen. Das bedeutet ja nicht, dass jeder Einzelne aktiv antisemitisch ist. Wir leben ja auch in einer Gesellschaft, die von König Fußball regiert wird, auch wenn sehr viele Menschen mit Fußball gar nichts anfangen können. Es dürfte aber jeder jemanden kennen, der gerne Fußball guckt. Und jeder weiß, wer dieses Jahr deutscher Meister wird (spoiler: Bayern). Und jeder weiß, wenn Weltmeisterschaft ist. Man kommt nicht drumherum = gesamtgesellschaftlich relevant.
Dass es in der Gesellschaft Antisemitismus gibt lässt sich ja nicht abstreiten.
Dass das in manchen Milieus strukturell ist kann auch gut sein.Die Aussage “strukturell antisemitische Gesellschaft” bezieht sich aber eben nicht auf Teile, sonder auf die gesamt Gesellschaft.
Wenn wir jede Eigenschaft von Teilen der Gesellschaft auf das Ganze projizieren, dann ist die Gesellschaft nicht nur antisemitisch sondern auch zionistisch, homophob und homosexuell, konservativ und progressiv, etc.Antisemitismus ist mMn kein Merkmal das unsere Gesellschaft als Ganzes beschreibt.
Im Übrigen habe ich keine Ahnung wann Fußball-WM ist, außer wenn mal wieder alle Lebensmittel wie Fußbälle aussehen müssen.
Im Übrigen habe ich keine Ahnung wann Fußball-WM ist, außer wenn mal wieder alle Lebensmittel wie Fußbälle aussehen müssen.
Genau das meinte ich.
Antisemitismus ist mMn kein Merkmal das unsere Gesellschaft als Ganzes beschreibt.
So wie du es definierst, gäbe es überhaupt gar nichts, was unsere Gesellschaft als Ganzes beschreibt. Dann sind wir nicht mal eine Gesellschaft von Handy-Besitzern, denn 1% der Gesellschaft haben kein Handy, sag ich mal so aus dem Bauch heraus.
Ich denke aber auch, dass die sicher mit heißer Nadel gestrickte Aussage von FFF Deutschland nicht von Soziologie-Professoren Korrektur gelesen wurde. Das Problem, dass struktureller Antisemitismus in der Gesellschaft weit verbreitet ist, bleibt davon unberührt.
Ist ja ziemlich klar, dass viele „Klima“ nur als Vehikel benutzen ihre gruselige „Dekolonialisierungs-“ und „Antiimperialismus-Agenda“ an die Person zu bringen.
Na klar. Komplexe Zusammenhänge zwischen Kolonialismus, Postkolonialismus, Weltwirtschaft und Klima bestehen ja garnicht. Das sind zwei völlig getrennte Themen, die hier gemein unterwandert werden, von Leuten denen das Klima ja eigentlich egal ist.
Wer Zusammenhänge dazwischen sieht, wie Europa und die USA Afrika, Asien und Südamerika ausgebeutet haben, und jetzt von ihren Klimaverfehlungen ablenken wollen… Wer Zusammenhänge zwischen dem kolonialen Rassismus und der Verteilung der Klimaverursacher und Klimaopfer sieht… Wer Zusammenhänge zwischen dem Wohlstand und der wirtschaftlichen Entwicklung der Kolonialmächte gegenüber den Kolonialisierten sieht und die Frage im Kontext der Dekarbonisierung und den damit verbundenen Kosten für Entwicklungsländer sieht…
Ja der hat wirklich nur Klima als Vehikel genutzt. Wäre ja völlig albern, wenn neben der Frage nach technischen und gesellschaftlichen Lösungen für die Erderwärmung auch die Gerechtigkeitsfragen gestellt werden. Fast so als geht es den Klinaschützern gar nicht darum, für sich selbst das meiste rauszuholen, sondern darum insgesamt eine lebenswertere Welt zu schaffen.
Alles böser Marxismus da, muss man wissen.
Dass es Zusammenhänge gibt ist klar. Was mir nicht gefällt ist die ideologische Prägung.
Klimaprobleme sind auch Probleme von Verteilung, Unterdrückung und Imperialismus. Muss dir ja nicht schmecken, aber wenn man ernsthaft über Veränderungen reden will muss man auch darüber reden.
Klar finde ich das nicht. Die könnten ja auch einfach beim Klima bleiben.
Was denen auch zu raten wäre.
War doch bei BLM teilweise auch so, dass da starke Marxistische Einflüsse reingespielt haben.
Im Fall der USA ist der Zusammenhang von Rassismus und Kapitalismus aber auch so gut erkennbar, dass es sehr nachvollziehbar ist wenn sich Menschen dann gleich gegen beides wenden.
Schwarze werden von der Polizei in den USA diskriminiert, weil: Israel? Ich finde das ja weit hergeholt, gelinde gesagt. Aber eben für solche Aussagen waren sich BLM genauso wie FFF (international) nicht zu blöde.
Ich hatte den Kommentar auf den ich geantwortet jetzt nicht in den Bezug zu Israel gesetzt. Vielleicht habe ich da was falsch verstanden.
Ich wollte nur sagen, dass mich die Zusammenarbeit von antikapitalistischen und antirassistischen Personen/Gruppen besonders in den USA nicht verwundert.
Der Kommentar, auf den du geantwortet hast, nahm aber tatsächlich direkt Bezug darauf.
Ohne den Kontext ist das natürlich nicht falsch. Die Ungleichheit in kapitalistischen Gesellschaften hat auch eine rassistische Komponente.