Vor gut einer Woche hat „Spiegel TV“ einen Film über einen jungen Mann veröffentlicht, gegen den nun im Internet gehetzt wird, er wird beleidigt und bedroht: „Krankes Geschwür“, schreibt jemand auf Facebook. „Wieso schickt den keiner schlafen?“, fragt ein anderer. „Man man man … das der noch lebt.“ „Der lebt nicht lange.“ „Einfach mal umklatschen.“ Und immer so weiter.
Berichtet wurde über den 18-Jährigen schon Ende Januar, erst bei RTL, dann im ZDF, dem „Berliner Kurier“, im Sat.1-Frühstücksfernsehen. Aber die große Aufmerksamkeitswelle blieb aus. Bis zum 29. Januar, dann kam „Spiegel TV“ und führte Niclas M. so richtig vor.
Das Magazin widmet ihm und seinem „Hobby“ grotesk lange 18 Minuten: M., der sich sehr ernsthaft als „Anzeigenhauptmeister“ bezeichnet, fährt mit seinem Fahrrad, an dem er selbstgemachte Schilder mit der Aufschrift „POLIZFI“ (mit F) befestigt hat, durch deutsche (und manchmal auch ausländische) Städte und Gemeinden, um dort Falschparker anzuzeigen. Das geht relativ leicht, weil es für alles eine App gibt, auch dafür. Mehrere tausend „Parksünder“ will M. auf diesem Weg bereits aktenkundig gemacht haben.
„Spiegel TV“-Reporter Adrian-Basil Mueller (Hobby, laut Twitter-Profil: „alte Autos“) hat sich an zwei Tagen zu M. herabgelassen, um ihn in seinem Heimatort und in Buxtehude beim Anzeigenschreiben zu begleiten. Mueller fährt mit dem 18-Jährigen „von Fall zu Fall“, um immer wieder aufs Neue zu demonstrieren, wie absurd und denunzierend das ist, was M. dort macht.
Der Film ergötzt sich regelrecht daran, macht sich im typisch blasierten „Spiegel TV“-Sound lustig über „Meister Petze“, den „Knöllchenfetischist“, den „Anschwärzer vom Dienst“, die „Nervensäge in Namen von Recht und Ordnung“. Sein vollständiger Name, sein Wohnort, alles wird mitgeliefert. Gut drei Millionen mal wurde das Youtube-Video in einer Woche abgerufen, so oft wie fast kein anderer „Spiegel TV“-Film.
Die Tonalität war damit gesetzt. „Spiegel TV“ wirft einen 18-Jährigen mit einer, sagen wir: sehr speziellen Neigung einem Wutpublikum zum gemeinschaftlichen Hassen vor. Allein unter den drei Ausschnitten, die „Spiegel TV“ auf Facebook gepostet hat, finden sich tausende verachtende Kommentare, offenbar komplett unmoderiert. Auf anderen Accounts, ob bei „Bild“, beim ARD-Boulevardmagazin „Brisant“, egal wo – überall dasselbe. Inzwischen amüsieren sich Medien im ganzen Land über den „Anzeigenhauptmeister“. Sie haben entweder den „Spiegel TV“-Bericht abgeschrieben oder M. selbst interviewt und veröffentlicht, was er so behauptet, ohne noch mal nachzurecherchieren, ob das überhaupt stimmt. Selbst im „Streiflicht“, der eigentlich ehrwürdigen Titel-Glosse der „Süddeutschen Zeitung“, wird darüber schwadroniert, ob M. nun eine „charakterliche Ausnahmegestalt“ sei oder „einfach nur ein Deutscher mit einer besonders hochprozentigen Ladung Deutschtum im Blut“.
357 statt über 30.000 Euro
Bei „Spiegel TV“ kommt, neben wütenden Autofahrern und Polizisten, die M. zur Hilfe ruft, vor allem M. selbst zu Wort. Er darf alles in die Kamera erzählen, auch wie viele Anzeigen er erstattet und wie viel Geld er damit angeblich für die Stadtkassen „erwirtschaftet“ habe. Für seinen Heimatort in Sachsen-Anhalt seien es 2023 exakt 32.875 Euro gewesen, rechnet er vor, durch knapp über 900 Falschparker. Was allerdings nicht annähernd stimmt. Doch „Spiegel TV“ macht sich gar nicht erst die Mühe, das zu hinterfragen. Das würde ja die schöne Aufreger-Story kaputtmachen über einen einzelnen „Denunzianten“, der angeblich vielen Autofahrern viel Geld aus der Tasche zieht.
Mindestens für seinen Heimatort trifft das nicht zu. Der Bürgermeister hat inzwischen nach einer Anfrage über das Portal „Frag den Staat“ offengelegt, wie viele „Anzeigen von Ordnungswidrigkeiten im ruhenden Verkehr“ es 2023 im Stadtgebiet gab: 889. Das stimmt ungefähr mit den Angaben von M. überein. Aber: Nur bei 22 Anzeigen wurde auch ein Verfahren eingeleitet, und lediglich 10 davon endeten dann mit einem Verwarngeld. Macht 357 Euro in einem Jahr – nicht über 30.000. Worüber ein paar Medien nun auch berichten. Die meisten aber geben einfach M.s Bußgeldlegende wieder.
M. ist offensichtlich stolz auf das, was er macht, etwas Verwerfliches kann er daran anscheinend nicht erkennen. „Gesetz ist Gesetz“, sagt er. In jeder Stadt, jeder Gemeinde in Deutschland wolle er mindestens einen Falschparker anzeigen, vielleicht komme er damit ins „Guinness-Buch der Rekorde“. Dafür zeigt er dann auch mal seinen Nachbarn an, weil der kurz in der komplett ausgestorbenen so genannten Fußgängerzone geparkt hat.
Angeblich hat sich M., der volljährig ist, selbst an Medien gewendet, um auf sich aufmerksam zu machen. Da kann man also, einerseits, sagen: Er sucht ja die Öffentlichkeit, auch in sozialen Medien, selber schuld. Andererseits stehen Journalisten in der Verantwortung, zuweilen auch Menschen vor sich selbst zu schützen, gerade wenn sie so unbedingt vor die Kamera drängen.
„Von einer Berichterstattung bewusst abgesehen“
Man kann darüber berichten, wenn man es für ein relevantes Thema von öffentlichem Interesse hält, dass eine Person Behörden mit Anzeigen überflutet und diese so unnötig beschäftigt, teilweise mit Bagatellen. Aber dafür muss man die Person nicht identifizierbar an den Pranger stellen. Die „Mitteldeutsche Zeitung“ (MZ), zum Beispiel, in deren Berichtsgebiet M. lebt, hat überhaupt nicht über den „Anzeigenhauptmeister“ geschrieben, keinen einzigen Artikel. Dabei ist er in der ländlichen Region schon lange bekannt.
Auf Anfrage von Übermedien schreibt die MZ:
„Wir haben aufgrund der persönlichen Situation dieses Mannes von einer Berichterstattung bewusst abgesehen. Jedenfalls so, wie jetzt in reichenweitenstarken Videos berichtet worden ist, werden wir das auch nicht tun.“
Seine persönliche Situation: Darüber zu spekulieren, weshalb M. macht, was er macht, und was womöglich dahintersteckt, verbietet sich. Aber ist nicht schon genug offensichtlich, um mindestens sagen zu können: unauffällig ist anders? Als Journalist hat man dann die Wahl: Berichten, weil’s ja so lustig, skurril und empörend ist – und sicher ganz viele Klicks bringen wird! Oder, wenn man noch ein bisschen was fühlt: Mal kurz überlegen, ob die Person, um die es geht, nicht lediglich Sendungsbewusstsein hat, sondern vielleicht etwas, das nicht ins Fernsehen oder in Zeitungen und Magazine gehört.
Es sind auch nicht nur Anzeigen wegen Falschparkens, die M. erstattet. Er zeigt Leute wegen Beleidigung an, wegen Ruhestörung, er ruft mitunter auch die Feuerwehr, obwohl das, wie sich dann herausstellt, gar nicht nötig gewesen wäre. Das hat der Bürgermeister seines Heimatorts der „Bild“-Zeitung berichtet. Unterhält man sich mit Menschen, die M. erlebt haben, erzählen sie viele weitere Geschichten. Und sie äußern ihr Unbehagen darüber, dass M. so sehr in die Öffentlichkeit gestellt wird, dass er diese Bühne bekommt. Zumal es Folgen hat: für die Zukunft des 18-Jährigen, der nun auf alle Zeit im Internet als „Anzeigenhauptmeister“ zu finden ist; und auch für seine körperliche Unversehrtheit. Die Stimmung ist erschreckend enthemmt.
Der rechte Blogger Boris Reitschuster, einst Russland-Korrespondent, referiert am Ende seines Textes über M. und Deutschland, die „Hochburg von Denunzianten“, wie man anderswo mit so jemandem umginge: In Osteuropa würde „die Gesellschaft“ die „Zwänge“, die M. entwickelt habe, „nicht hinnehmen und er würde aller Wahrscheinlichkeit nach derart unter Druck gesetzt, bis hin zu Gewalt oder deren Androhung, dass er seinen Zwang bald nicht mehr ausleben könnte“. Und es sei ja „gar nicht daran zu denken, wen [M.] in anderen Zeiten alles hätte ,anzeigen‘ können.“
Es ist schwer, aus Reitschusters Text nicht wenigstens einen Funken Sympathie für einen schnellen Prozess mit solchen Menschen herauszulesen.
„Da könnt ihr die Uhr nach stellen“
Der Streamer Montana Black, der eigentlich Marcel Eris heißt und schon durch diverse (etwa rassistische) Äußerungen aufgefallen ist, teilte seinen vielen Fans und Followern in einem Video (aus seinem Auto) kürzlich mit, M. sei ein „unfassbar armes Würstchen, Digger“. Menschen wie er seien „ungeliebte, ungefickte, in der Schule gemobbte Außenseiter“, für die er „null komma null Sympathie“ habe. Und es werde „auch nicht mehr lange dauern, bis der Anzeigenmeister [sic!] eins auf die Fresse bekommt“. Nicht, dass er das gut finde, erklärte Eris, so viel Distanzierung muss sicherheitshalber sein. „Aber der wird irgendwann einen vor den Latz bekommen, da könnt ihr die Uhr nach stellen.“
Und das ist nun anscheinend schon passiert. Nach Informationen von Übermedien soll M. am vergangenen Samstag in einer Bahn in Sachsen-Anhalt erkannt und attackiert worden sein. Ein unbekannter Täter nahm ihm offenbar gewaltsam sein Smartphone ab, M. kam anschließend vorübergehend in ein Krankenhaus. Was genau geschehen sein soll, dazu sagt die Polizei offiziell nichts, es gibt bloß eine Pressemitteilung, die aber keine Namen nennt.
Das Telefon jedenfalls wurde später am Bahnsteig gefunden, der Täter hatte offenbar kein Interesse daran. Woran dann? Einem Mann, der Falschparker mit Hilfe des Handys anzeigt, sein Werkzeug wegzunehmen?
Ob die Tat eine direkte Folge dessen ist, dass Medien M. und sein „Hobby“ ausgestellt und ihn dem Hass preigegeben haben, lässt sich nicht sicher sagen. Aber dass sich die digitale Wut gegen ihn in die Realität überträgt, dass aus Worten Taten werden, hat M. nun auch selbst erzählt, im Interview mit dem Schweizer Boulevardblatt „20 Minuten“. Auf die Frage, ob er tätlich angegriffen wurde, sagt M., es habe „ein paar kleinere Vorfälle“ gegeben. Das störe ihn aber nicht. „Dann rufe ich standardmäßig die Polizei dazu, es gibt eine Anzeige wegen Körperverletzung und ich kassiere ab.“
Es ist eine gefährliche Mischung: Die Hater auf der einen, der auch noch provozierend reagierende „Anzeigenhauptmeister“ auf der anderen Seite. Er gibt sich betont wagemutig. Übergriffe hinderten ihn nicht daran, weiterhin „Parksünder“ zu melden, sagt er. Auch wenn ihn jemand „spitalreif“ schlage, er werde „nie damit aufhören“. Vielleicht wäre aber spätestens jetzt der Zeitpunkt, dass Journalisten aufhören, über ihn zu berichten. Und wenn Medien bei nächster Gelegenheit mal wieder den Hass im Internet beklagen und was daraus alles entsteht, kann man sie kurz daran erinnern: Diese Hasswelle hier haben viele von ihnen ermöglicht – allen voran „Spiegel TV“.
Diese ganze Aufregerei und Hetze gegen den Kerl basiert für mich auf dem Fakt, dass diejenigen, die sich aufregen und hetzen lieber gerne unbehelligt StVO-Verstöße begehen wollen.
Er hat ja nicht nur wegen StVO dauernd die Polizei gerufen…
Bin nicht so im Game drin, sorry. Ich kenne nur die Ausschnitte, wo er Falschparker mit ihren Verstößen konfrontiert, bzw. diese Dokumentiert.
Da ist irgendwie nichts „gaga“ von.
Ich glaub seine Nachbarn tauschen gerne mit dir.
Ich glaube das grundlegend Problem ist, dass Gesetze bzw der Rechtsstaat an sich nicht endgültig alle Sonderfälle oder Abstufungen von Problemen fassen können. Und wenn jemand nun aber penibel alle Gesetze so durchsetzen will, kommen nicht nur tatsächlich schädliche Verstöße, sondern auch immer wieder nichtige Verstöße vor. Und das ganze ist dazu auch noch ein Gradient: von groben Verstößen, die Menschenleben in Gefahr bringen, über Verstößen, die Menschen kurz verärgern bis hin zu in einem menschenverlassenen Ort bei rot über ne Ampel laufen. Deswegen ist die Fahndung von Verstößen sicherlich auch immer abhängig von der Willkür der Exekutive und Legislative. Und da regt halt so ein Typ, der gänzlich unempathisch und ohne den jeweiligen Kontext zu betrachten stumpf Gesetze ausführt, ziemlich auf.
Fänd ich auch nervig, vor allem weil er ja auch so ein gewisses überhöhtes Ego hat, was sich selbst über andere stellt. Geht es ihm wirklich um die Ausübung des Gesetzes? Oder geht es ihm darum, sich als besser als andere darzustellen? Er ist insofern ja auch nicht sehr anders als der Drachenlord, der ja auch narzisstische Probleme zu haben scheint. Das eigentliche Thema ist dabei dann eigentlich egal. Und ähnlich wie beim Drachenlord springen da halt auch gant viele Menschen drauf an. Sie nehmen diesen Kontrast von Selbstüberhöhung und der viel negativeren Realität, in der die betreffende Person Menschen ständig vor den Kopf stößt (seien es penibles StVO umsetzen oder menschenverachtendes Gelaber) instinktiv wahr. Auch der mitschwingende leichte Realitätsverlust (32000€ erwirtschaftet haben!!) ist dabei ein gefundenes Fressen.
Dass so viele Menschen sich finden, die jemanden wie den Anzeigenhauptmeister oder den Drachenlord fertig machen (wollen), ist sicherlich ein Zeichen unserer entfremdeten Gesellschaft. Menschen werden durch kapitalistischen Zwänge entmächtigt und finden dann solche Ventile, um doch noch ein bisschen Handlungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit zu erreichen. Nach unten treten, um sich selbst weiter oben zu fühlen. So wie halt bei ähnlichen Debatten auch. Gegen Geflüchtete hetzen, sexistisch sein, Tiere foltern und töten (d.h. Fleisch essen) etc. Nicht verwunderlich also, dass es vor allem cis Typen sind, die hier hetzen. Sie nehmen diese Entmächtigung ja am stärksten wahr, weil ihre antrainierte Rollenerwartung ist, der mächtige Ernährer/Beschützer zu sein und weil ihnen von klein auf Empathie und Zugang zu den eigenen Emotionen abtrainiert werden.
Hätte kein Problem an seinen Anzeigen, wenn er Spaß daran hat, nur zu. Aber sein schwarz/weiß-Denken stört mich. Im Beitrag macht er fast nur Anzeigen, wo eigentlich keiner behindert wird, oft ruhige Nebenstraßen, wo am Tag maximal die Anwohner fahren. Ich denke, dass ist auch bei vielen die Kritik an ihm. Er sucht einfach alles was irgendwie nicht 100% gesetzeskonform ist. Z.b. auch die Szene mit dem Dönerverkäufer: hätte mich auch zu 100% in die Seitenstraße gestellt, wo ich keinen blockiere und noch dazu sicherer ausladen kann.
Ich war eben noch in einer Nebenstraße unterwegs. Auto steht halb auf dem Bürgersteig, am Grünstreifen daneben steht ein Bauzaun. Kam ich mit Kind im Buggy nicht vorbei. Ich musste also auf der Straße dran vorbei laufen.
Wer entscheidet, wer wo behindert wird? Jemand in einem elektrischen Rollstuhl hätte nicht einmal den Bordstein herunterfahren können.
Ob Autofahrer jemanden blockieren oder behindern sollten die Autofahrer auf keinen Fall selber entscheiden dürfen. Auch nicht du. Stattdessen sollte das durch die Straßenverkehrsordnung geregelt werden - dessen konsequente Durchsetzung der Anzeigenhauptmeister befördert.
Dass die Mehrheit von Autofahrern entkoppelt von der Außenwelt und ohne Verständnis für Physik und ihre Mitmenschen handeln, kann jeder spüren, der mehr als 10 Minuten in unserer Kleinstadt mit dem Fahrrad fährt.
Diese “Ich hab ja keine behindert!”-Haltung ist das Problem. Denn oftmals behindert man eben doch Leute, wie z.b. Fahrradfahrer oder Personen mit eingeschränkter Mobilität die einen Rollator oder Rollstuhl nutzen. Aber so lange sich ein normaler Fußgänger durchquetschen kann, scheinen Verstöße gegen die StVO in den Gedanken von vielen nicht nur toleriert, nein sogar berechtigt zu sein.
Mal abgesehen davon, finde ich den ganzen Blechmüll in Städten zum Kotzen. Ist schon richtig diesen Arschlöchern das Leben schwer zu machen, wenn sie sich nicht an die Regeln halten können. Die Regeln in Deutschland sind ja größtenteils sogar PRO Autofahrer. Die Bußgelder sind lächerlich niedrig.
Wenn es in Wohngebieten OK ist auf dem Gehsteig zu parken muss die Stadt ein entsprechendes Schild aufstellen. Da bin ich persönlich dagegen, aber es ist eine valide Forderung.
Aber unbehelligt gegen geltendes Recht zu verstoßen finde ich nicht so geil. Ich finde da steht man nur einen Zentimeter neben “ich bin in der Spielstraße 30kmh gefahren, aber ich hab ja auch keine Kinder spielen sehen”. Es wurde ja schließlich niemand gefährdet, wenn keiner da gespielt hat, also sollte es nicht verfolgt werden.
Das ganze erinnert mich ein wenig an den Fall von Drachenlord. Eine wahrscheinlich sozial isolierte Person sucht nach Aufmerksamkeit und findet ihn in den Medien. Gleichzeitig wurde der moralische Kompass verloren und Menschen finden es deshalb legitim den eigenen moralischen Kompass links liegen zu lassen und ihren Hass freie Fahrt zu geben.
Hat einige Parallelen.
Ich schätze mal, der junge Mann verschwindet (hoffentlich) bald nach seinen 15 Minuten Fame aus dem Bewusstsein der Gesellschaft, zieht die richtigen Konsequenzen aus so viel negativer Publizität und geht seinem Hobby wenn dann etwas anonymer nach.
Vermutlich geht das ganze aber eben einen ähnlichen Weg wie beim Drachenlord. Auch überwiegend negative Aufmerksamkeit ist Aufmerksamkeit und er scheint auch eine ähnliche Einstellung dem gegenüber zu haben:
Auf die Frage, ob er tätlich angegriffen wurde, sagt M., es habe „ein paar kleinere Vorfälle“ gegeben. Das störe ihn aber nicht. „Dann rufe ich standardmäßig die Polizei dazu, es gibt eine Anzeige wegen Körperverletzung und ich kassiere ab.“
Als jemand, der das Game um den Drachenlord für einige Jahre passiv mitverfolgt hat, läuft es mir dabei kalt den Rücken runter. Den Hate für sich nutzen zu wollen ist ein sehr, sehr gefährliches Spiel mit nur augenscheinlicher Kontrolle.
Ich hoffe, der Dude besinnt sich eines besseren. Ich persönlich feiere zumindest die Anzeigen von Leuten, die Fahrradwege zuparken. Aber durch solche Diskussionen unterstützen wir leider indirekt auch seine potenziell ruinöse Laufbahn.
Der Vergleich zum Drachenlord wird ein bisschen darauf ankommen wie er nun mit der Sache umgehen wird. Und ob ihm von außen die Chance zugestanden wird in Vergessenheit zu geraten.
Ich habe die Reportage und alles was drum rum war nur von außen betrachtet, aber genau so etwas war im Grunde schon abzusehen.
Spätestens nach dem bei der Anfrage von FragDenStaat rausgekommen ist, das seine Anzeigen nur “die Behörden nerven” finden sich auf einmal alle, die sonst vorne mit dabei sind den Staat als übergriffige Diktatur zu verschreien, validiert in ihrern Aussagen, dass “die Kleine Petze mal nen deftigen Realitätscheck benötigt!!1!”
Dann hat die Lokalpolitik auch noch fleißig mitgemacht indem sie nun Schritte gegen den Melder prüft, anstatt mal zu überlegen ob in den Prozessen irgendwas falsch läuft, wenn so viele Sachen ignoriert werden. Entweder man denkt über eine Lockerung der StVO nach, oder guckt halt selber genauer hin. Gibt evtl doch genug Einnahmequellen für die Gemeinde.
Komplett Lost dieses Land einfach mal nen 18 jährigen zu mobben, der nicht mal was falsch gemacht hat.
Dann hat die Lokalpolitik auch noch fleißig mitgemacht indem sie nun Schritte gegen den Melder prüft
Halt, was? Ich dachte, es wäre mittlerweile geklärt, dass das nicht zulässig ist. (Hast du einen Link?)
Lass mich raten, der Bürgermeister ist vermutlich Autofahrer.
Ah, danke!
Eine wahrscheinlich sozial isolierte Person sucht nach Aufmerksamkeit und findet ihn in den Medien.
Mit dem Unterschied, dass der Drachenlord das aktiv gesucht und sogar teilweise selbst provoziert hat - hier habe ich eher einen Schwiegertochter-Gesucht vibe gehabt bei dem das Medium so eine Person noch explizit vorführt
Naja, von dem was ich mitbekommen habe ist er ja auch auf SpiegelTV zu gegangen
Wieso hat er denn seinen moralischen Kompass verloren?
Ganzen Text hab ich in den ersten Kommentar kopiert da Paywall
Guter Bot.
Sehr guter Artikel. Ich selbst werde wie alle Radfahrer täglich im Straßenverkehr durch falsch haltende und parkende Kfz gefährdet. Daher fand ich den aktivistischen jungen Mann sehr sympathisch als ich den Beitrag gesehen habe. Der durchgehend abfällige und herablassende Tonfall im Beitrag ist absolut unprofessionell und hat die Bezeichnung Journalismus nicht verdient. Überraschend ist dies aber auch nicht, denn Spiegel TV produziert schon lange und regelmäßig Beiträge in denen auf ekelhafte Weise Stimmung gegen sozial schwache Menschen -insbesondere Arbeitslose- gemacht und diesen mehr oder weniger direkt Schmarotzertum unterstellt wird. Jetzt geht es also auch noch gegen Menschen die sich gegen Autofahrer wehren die sich nicht an die Regeln halten. Auch wer kein Radfahrer ist sollte zu mindestens anerkennen das der junge Mann mit hohem zeitlichen Aufwand nur das geltende Straßenverkehrsrecht durchsetzt. Wer ihn als Denunziant beleidigt hat übrigens Unrecht, denn Denunziantentum setzt niedere Beweggründe und aus der Anzeige resultierende persönliche Vorteile voraus. Der Hass welcher dem jungen Mann nun entgegenschlägt ist leider auch nicht überraschend, ein gewisser Typ von selbstgerechten Autofahrern ist ja allgemein für aggressives Verhalten berüchtigt.
Ein unbekannter Täter nahm ihm offenbar gewaltsam sein Smartphone ab, M. kam anschließend vorübergehend in ein Krankenhaus.
Ekelhaft und Spiegel TV trägt eine Mitschuld.
Stimmung gegen sozial schwache Menschen -insbesondere Arbeitslose-
Ich stimme dir zwar zu, aber hier muss ich dich korrigieren. Die Leute sind nicht (zwingend) sozial schwach, sondern finanziell Schwach. Sozial schwach sind eher so Leute wie Merz oder Lindner.
Ekelhaft und Spiegel TV trägt eine Mitschuld.
Da Spiegel TV wohl gerne einen auf BLÖD machen möchte: Spiegel TV schlug mit!
Sozial schwach sind eher so Leute wie Merz oder Lindner
Da hast du recht, Pleb. Ich meinte “in einer schwachen gesellschaftlichen Position” bzw “sozial benachteiligt”.
Mich würde interessieren warum die ganzen Anzeigen abgelehnt wurden. Klar solche wie nicht perfekt die 7m sind klar. Einspruch, nicht richtig gemessen. Thema erledigt , bzw. Wird überhaupt nicht verfolgt da nicht klar ist dass überhaupt richtig gemessen wurde.
Wie sieht es bei den Radweg Parker aus. Worauf muss man achten, das diese Idioten tatsächlich das Knölchen bezahlen müssen?
Du musst darauf achten, dass die Gemeinde das überhaupt verfolgen möchte und die Anzeige nicht einfach in Rundablage P wandert.
Da kann man selbst leider nicht viel machen. Wenn die Ämter da keinen Bock drauf haben, kann der Verstoß noch so heftig und die Anzeige noch so berechtigt sein. Am Ende wird es wegen “mangelndem öffentlichen Interesses” eingestellt.
Deutsche Qualitätsjournalismus mal wieder in Hochform. In 18 Minuten für ein paar müde Klicks den jungen Mann einer massiven Gefahr ausgesetzt und sich später in einem Leitartikel die Frage stellen woher “diese Stimmung und Spaltung in unserem Land kommt”. Ich weiß dass Spiegel TV nicht Der Spiegel ist, aber so eine Qualität bekommt man in letzter Zeit allzu oft geliefert.
spiegel ist nur noch assig. nicht erst seit relotius. dort arbeiten mehr medienpsychologen und seo vögel als journalisten. schon aust hat den spiegel als werkzeug benutzt kampagnen zu machen, z.b. gegen windkraft im alten land weil er sorge um seine ländereien hatte. das sind alles assis.
Und es werde „auch nicht mehr lange dauern, bis der Anzeigenmeister [sic!] eins auf die Fresse bekommt“.
Ich hab den Ausschnitt von Montana nicht gesehen und nehme an, der Ton macht die Musik, aber was er da sagt, war auch mein erster Gedanke, als ich die “Reportage” gesehen habe. Nicht, weil ich denke “ey der gehört verprügelt”, sondern weil das bei der Menge Anzeigen, die er stellt, einfach fast ausgeschlossen ist, dass er nicht früher oder später jemanden erwischt, der sein Temperament nicht im Griff hat.
Gibt doch auf Reddit (und sicher auch hier drüben) immer mal Berichte von Leuten, bei denen plötzlich der Angezeigte vor der eigenen Tür steht und sich über die Anzeige echauffiert, da einige Behörden aus irgendeinem Grund liebend gern auf Datenschutz scheißen und einfach mal direkt Adressen rausrücken.
Dazu noch die ganze Scheiße rund um Drachenlord. Wenn sich da die falschen Leute reinsteigern - und die Chance steigt halt durch solche Reportagen massiv - hat der arme Kerl echt die Arschkarte.
da einige Behörden aus irgendeinem Grund liebend gern auf Datenschutz scheißen und einfach mal direkt Adressen rausrücken.
Soweit ich gehört habe sind die Ordnungsämter sogar dazu verpflichtet Namen und Adresse der Person die den Verstoß gemeldet hat an die angezeigte Person oder deren Anwalt herauszugeben. Genau deswegen habe ich mir bis heute keine solche App installiert, manche Autofahrer -vor allem solche die mit ihrer dicken Protzkarre auch gerne mal auf den Fahrradweg halten oder parken- sind gewaltbereit und das ist mir einfach zu riskant. Ich verzichte lieber auf mein Recht als irgendwann einen von diesen aufgepumpten Schlägertypen vor der Tür stehen zu haben der mir aufs Maul hauen will.
Monte leidet aber auch unter massivem Carbrain und mit welchem Spagat er da immer wieder die Doppelmoralkeule schafft, ist schon erstaunlich. Vor kurzem hab’ ich eine Reaction von ihm gesehen wo es um Polizisten ging die in der Stadt Autotuner kontrollieren - “Ja ist schon richtig dass man sich an Gesetze hält” - zwei Minuten später “Ja der hat halt massive Fehlzündungen gehabt, aber das gehört ja zum Auto dazu!”.
Ich kann den Typen nicht ernstnehmen. Mich wundert nicht, dass er bei jemandem, der Parksünder meldet, gleich steilgeht und sich in seiner Autofahrerehre verletzt fühlt.
Wenn Deutschland nichts besseres zu tun hat, ist doch gut, oder?
1933 steht vor der Tür, Wirtschaft geht den Bach runter, Internetgeschwindigkeiten wie im Drittland, Bundeswehr ist lachhaft unsicher, Sozialausgaben des Staates sollen abgeschafft werden, der Bahn und ÖPNV fehlen Milliarden die stattdessen in breitere Autobahnen investiert werden, und und und. Aber über einen 18 Jährigen aufregen, der eine Regierungsapp benutzt um Falschparker photographieren die in ~5% der Fälle überhaupt angezeigt werden weil Deutsche direkt aus der Shellkerosinpumpe trinken, dafür ist Hetze bereit.
Deutsche Prioritäten: Hauptsache meinem Auto geht es gut 👍
Bundeswehr ist lachhaft unsicher
Kommt jetzt bald einer aus einem deutschsprachigen Zweitland, um die auf Vordermann zu bringen?
Genau, aus Sachsen wird schon einer kommen um das alles mit russischer Hilfe zu richten 👌
Fast so als wäre ein großer Teil unserer Medien an Reichweite um jeden Preis interessiert. Warum auch nicht? Im schlimmsten Fall, und da muss man schon Schaden mit Falschaussagen schaffen, gibt es eine Presserüge. Die Aufregung in der Bevölkerung gereicht meistens sogar noch zum Vorteil. In einer Zeit in welcher Desinformation zunimmt, bei zeitglich sich nicht verbessernder Medienkompetenz, ist es nur eine Frage des “Wann?” und nicht des “Ob” bis wir auch hier einen “erfolgreichen” Trump-Germany haben. AfD, aber auch CDU und CSU, versuchen sich ja schon daran. Mit zunehdem Erfolg.
Sendet Hilfe. Bitte.
Will SpiegelTV hier der Bild nacheifern? Auch mal gegen einen Menschen so sehr hetzen, dass er dann von einem “guten Deutschen” ermordet wird, so wie Rudi Dutschke?
Es zeigt sich wieder, dass Spiegel auch nur die Bild für Studenten ist, die glauben sie seien progressiv, weil sie schon mal an einem Juso-Treffen teilgenommen haben.
Fand den Spiegel-Beitrag dazu jetzt nicht so schlimm, klar, er wurde negativer hingestellt, als er es ist, aber das ist gewissermaßen die SpiegelTV-Art. Muss man nicht mögen, aber viele feiern das Format ja deshalb auch ab. Viel schlimmer sind halt die Kommentare und Hater, gerade bei so einem sensiblen Thema, wie dem Auto, war es klar. Wir sind halt mittlerweile gesellschaftlich an dem Punkt angekommen, wo man manche Sachen einfach nicht mehr ausstrahlen kann, ohne dass der Wutmob im Internet die Messer wetzt. In einer nicht so kaputten Welt hätte man den Beitrag auch einfach mit Humor nehmen können, denn der Anzeigenhauptmeister hat sich ein “Hobby” ausgesucht, dass auf Konfrontation aus ist und wird sich darauf eingestellt haben. Leider gibt es einfach keine Diskussionskultur mehr, vor allem, weil der rechte Hasshaufen so ungeniert und perfide auf alles hetzt, was nicht AFDDDD!!! oder so ist.
Ich gebe dir recht das die Hater schlimmer sind als der Beitrag selbst aber die Leute von Spiegel TV müssen sich auch im klaren sein in welchem gesellschaftlichen Klima sie ihre Beitrage veröffentlichen und haben daher eine nicht geringe Mitschuld an der Hass-Welle.
Der ganze Beitrag bedient mit seiner Tonalität diese Stimmung und ist auf wütende Kommentare unter dem Video geradezu angelegt. Auf den ersten Blick klingt das alles ganz harmlos und witzig, aber dahinter steckt dann doch freie Fahrt für freie Bürger Mindset, das man mit entsprechendem Framing bedient.
Bei Spiegel haben sie auf jedenfall den schampus aufgemacht.
Der Typ war letztes Wochenende mit Kamerateam auf dem Sonnenberg in Chemnitz. Glaube da wird eine Fortsetzung kommen
Er sagte mal das ist eine ganze Serie und der Spiegel hat ihn ein Jahr unter Vertrag.
Wzf
Ch, da ist der Rechtsstaat docb nicht mehr so relevant? Überraschte Donnerratte.jpg
Ich beziehe mich auf Beschwerden über Aktionen, die gegen den Status quo gehen und teilweise tatsächlich widerrechtlich sind. Wenn es rechtens ist, ists halt auch nicht erwünscht.